Flammenglut und Hammerschläge

2022-08-12 22:28:05 By : Ms. Nancy Chen

Beim ersten Schmiedekurs des Archäologiemuseums Greding stellen die Teilnehmer Messer her

Greding (HK) Es war eine Premiere im Archäologiemuseum: Auf dem Programm stand erstmals ein Tages-Workshop zum Thema Messerschmieden - unter der Leitung des gebürtigen Gredingers Gerhard Ruppert. Für die Klingen wurde altes Material recycelt.

Schon morgens um 8.30 Uhr hatten sich fünf Kursteilnehmer aus der Großgemeinde in der alten Schmiedewerkstatt der Familie Ruppert in der Kindinger Straße 1 versammelt, um sich von Gerhard Ruppert, ältester Sohn von Albert Ruppert, dem leider bereits verstorbenen letzten Gredinger Kunstschmied, in die Grundtechniken und Sicherheitsregeln einweisen zu lassen. Nachdem jeder Teilnehmer sein individuelles Messer auf Papier entworfen hatte, ging es unter Anleitung von Kursleiter Gerhard Ruppert auch gleich ans Eingemachte: An das Schmieden mit dem Luftfederhammer. Unter lauten Hammerschlägen wurden die im offenen Feuer der Esse bei etwa 1000 Grad erhitzten Stahlrohlinge in die gewünschte Form einer Messerklinge gebracht. Dabei agierten die fünf Neulinge ganz nach dem Credo ihres passionierten Lehrmeisters, das da lautete: "Aus Alt mach Neu!". Als Material zum Schmieden wurden nämlich gebrauchte Blattfedern von Lastwagen verwendet. Beim Erhitzen des Stahls bis zur Weißglut - die einer Temperatur von etwa 1000 bis 1200 Grad entspricht - mussten die Hobbyschmiede darauf achten, dass die Temperatur des Werkstücks nicht zu hoch wurde, da sonst der Stahl verbrennt, brüchig und somit auch unbrauchbar wird. Dass Schmieden im wahrsten Sinne des Wortes eine Kunst ist, war den Workshopteilnehmern spätestens dann klar, als zwischen den schnellen, gleichmäßigen Schlägen des Luftfederhammers kaum Zeit zum Überlegen blieb, was die Gefahr von Fehlern erhöhte. Die beiden Arbeitsgänge Erhitzen und Hämmern mussten so lange wiederholt werden, bis der Rohling schließlich die gewünschte Form erreicht hatte. Feinarbeiten erfolgten ganz klassisch mit Hammer und Amboss. Im nächsten Arbeitsschritt zeigte Ruppert, in eigener Profession Maschinenbauingenieur, der das Schmieden in Grundzügen noch von seinem Vater erlernte, wie die Rohlinge mit einem Bandschleifer auf eine gleichmäßige Dicke geschliffen werden müssen, um im nächsten Schritt die gewünschte Messerform auf den Stahl aufzeichnen zu können. Diese Form wurde grob mit dem Winkelschleifer zugeschnitten und mit dem Bandschleifer verfeinert. Danach ging es an die handwerkliche Herausforderung, die spätere Schneide mit dem Bandschleifer in den Rohling hinein zu schleifen. Was wäre ein Messer ohne robuste Klinge? Keine Frage: völlig nutzlos. Daher kommt vor allem dem Härten des Messerstahls eine wichtige Rolle zu. Dies geschieht durch Erhitzen der Klinge in der Esse auf etwa 800 Grad, um sie anschließend so schnell wie möglich in ein kühlendes Ölbad zu tauchen. Während es im Ölbad brodelt, zischt und dampft wie im Krater eines Vulkans, ändert sich die Molekularstruktur im Stahl. Dieses "Abschrecken" macht den Stahl hart, aber um noch vorhandene Spannungen abzubauen, musste der Rohling erneut beim so genannten Anlassen auf 200 Grad im Ofen erwärmt werden. Danach konnte der Rohling am Bandschleifer vom Zunder befreit und blank geschliffen werden. Der abschließende Schritt wurde dann von Ruppert übernommen, um nicht im letzten Moment das über lange Stunden im Schweiße des Angesichts geschmiedete Messer zu ruinieren. Am Nassschleifer bearbeite der Profi gekonnt die Schneiden der Messer und bracht die Klingen zur Vollendung. Mit großem Stolz präsentierten die Kursteilnehmer ihre Werkstücke, die eine so perfekte Schärfe aufwiesen, dass man ein Blatt Papier damit mühelos entzwei schneiden konnte.

Höchste Konzentration brauchen die Teilnehmer beim Schmiedekurs: Thomas Batz bearbeitet das Werkstück auf dem Amboss (Bild links). Anschließend werden die Klingen geschliffen, das übernimmt Gerhard Ruppert, ältester Sohn von Albert Ruppert, der Kunstschmied war. (Bild oben rechts). Peter Schöll arbeitet am Luftfederhammer. -Foto: Foto: Batz