100 Jahre NÖ - Zwettler Strom: Eine strahlende Zukunft - NÖN.at

2022-08-12 22:27:56 By : Ms. Ann Ann

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Ein Leben ohne Strom. Heutzutage unvorstellbar. So sehr verlassen wir uns in quasi allen Bereichen des Lebens darauf. Vor 100 Jahren sah die Situation aber doch etwas anders aus. Die Technologie war recht neu. Zwar war der Strom schon in Zwettl angekommen, doch längst hatten große Teile des Waldviertels noch keinen Zugang.

In den kommenden Jahren sollten hier enorme Fortschritte gemacht werden, denn Zwettl war der Ausgangspunkt der Elektrifizierung einer ganzen Region. Zu verdanken war dies einem außerordentlichen Pioniergeist, der damals in der Stadt herrschte. Um die ganze Geschichte erfassen zu können, müssen wir allerdings noch ein paar Jahre zurückspringen, in die Zeit der Monarchie.

Bereits 1892 leuchteten nämlich die ersten Glühbirnen in den Köpfen einiger Zwettler auf. Müllermeister Alois Wichtl, Tischlermeister Friedrich Göschl und Wirt Karl Löscher hießen die drei Pioniere, die gemeinsam einen bahnbrechenden Entschluss fassten: Ein Wasser-Kraftwerk sollte in Zwettl errichtet werden und elektrisches Licht in die Stadt bringen.

Als idealer Standort wurde ein Platz nahe der Gschwendt-Mühle im Kamptal ausgewählt. Hier sollte eine große Wehranlage mit Kanal und zwei Turbinen entstehen. „Die auf diese Weise gewonnene mechanische Kraft soll mittels einer Dynamomaschine in elektrische Energie umgewandelt und auf einer 2.768 Meter langen Fernleitung zum Zwecke der elektrischen Beleuchtung und bei Tag zum Betriebe von gewerblichen Maschinen oder zum Betrieb einer kleinen Fabrik verwendet werden“, hieß es in einem ersten Vertrag zum Bau des Werkes.

Schnell formierte sich viel Zuspruch, und die Gemeindeverwaltung beschloss, dass die Agenden rund um den Strom in Zukunft von einer eigenen Gesellschaft geführt werden sollten. In Folge wurde die „Zwettler Elektrizitätsgenossenschaft mit beschränkter Haftung“ (ZEG) gegründet. Die Genossenschaft hatte zu Beginn 134 Mitglieder. Zum Obmann wählte man bei der ersten Generalversammlung am 29. Mai 1894 Alois Wichtl. Er sollte die große Errungenschaft allerdings nicht mehr miterleben dürfen, denn er verstarb bereits 1896. Sein Nachfolger wurde Braumeister Karl Schwarz.

1897 kam es zur Grundsteinlegung des neuen Kraftwerkes, welches auch schon im Jahr darauf fertiggestellt werden konnte. Damit besaß Zwettl das allererste Dreiphasen-Wechselstromwerk der Monarchie. Von nah und fern kamen Menschen, um sich die Erfahrungen der Zwettler zunutze zu machen. Als in Wien noch Gaslaternenanzünder durch die Straßen wanderten, hatte Zwettl schon elektrisches Licht.

Viele lokale Institutionen sprangen auf und ließen sich für viel Geld ans Netz anschließen. So etwa das Mädchen-Pensionat der Schulschwestern und die Ackerbauschule Edelhof. Durch den großen Andrang wurde das E-Werk in den kommenden Jahren stetig erweitert, beispielsweise ein zweiter Generator angeschafft und der Werkskanal betoniert. 1905 berichtete die ZEG stolz, dass man in Zwettl 42 Motoren, 13 elektrische Bügeleisen, 1.702 Glühlampen und sechs Bogenlampen betreiben würde. Als nächsten großen Meilenstein kann man fast schon die Einführung von Stromzählern 1926 betrachten. Damit war auch die Pauschalierung der Strompreise zu Ende, und Verbraucher zahlten nur für die tatsächlich benötigte Strommenge. Zuvor wurde pro Gerät abgerechnet.

Ende der 1920er-Jahre startete eine große Elektrifizierungswelle, und die ZEG war dabei eines der führenden Unternehmen im Waldviertel. So begann man 1930 mit der Stromlieferung nach Gmünd. Auch eine Leitung nach Ottenschlag wurde für 112.000 Schilling errichtet. 1932 war Rastenfeld ans Netz angeschlossen. Gemeinsam mit Horn baute man zwischen den beiden Städten eine Verbundleitung über Döllersheim-Franzen-Tiefenbach. Vor allem der nördliche Teil des Bezirkes profitierte davon. Im Süden dauerte der Anschluss ans ZEG-Netz mit Ausnahme von Ottenschlag und Grafenschlag länger. Hier wurden erst in den 1940er und 1950er Jahren Leitungen gelegt.

Mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes Döllersheim verlor die ZEG in Folge auch zahlreiche angeschlossene Orte und Leitungen. Letztere wurden abgebaut und stattdessen eine Verbindung rundherum nach Allentsteig gelegt. Trotz großem Druck seitens der Gauleitung konnte die ZEG auch im Zweiten Weltkrieg ihre Selbstständigkeit bewahren. Die Stromversorgung hielt auch in den Krisenjahren ohne größere Probleme stand. Selbst während der Besatzungszeit war Zwettl im Unterschied zu vielen anderen Orten der sowjetischen Zone nie ohne Strom.

In den Nachkriegsjahren machte sich allerdings Druck von anderer Stelle bemerkbar: Vonseiten der Landesregierung wurden Verfahren eingeleitet, die ZEG in die Landesgesellschaft NEWAG (heute EVN) einzugliedern. Durch den starken Einsatz des damaligen Obmanns Franz Lichtenwallner und dessen Stellvertreters Josef Pexider konnte die Unabhängigkeit jedoch vorerst gewahrt werden.

In den neun Jahren mit Lichtenwallner an der Spitze (1946-1955) wurde zudem eine weitere große Initiative zur Elektrifizierung geschaffen. 44 Orte wurden mit dem Aufruf „Strom ins letzte Dorf“ ans Netz angeschlossen. Ein Ende der ZEG war aber in Sicht. Die Nachfrage nach Strom war in den Nachkriegsjahren stark gestiegen und das kleine Kraftwerk an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt. Der Druck und die Konkurrenz durch die NEWAG wurden zu groß.

1955 kam es zur allerletzten Generalversammlung der ZEG im Gasthof Artner, wo die Übergabe des Unternehmens an die NEWAG beschlossen wurde. Zu erwähnen dabei die stolze Ablöse in Höhe des 14-fachen Betrages des Nennwertes. Das alte Elektrizitäts-Werk bei der Gschwendt-Mühle blieb noch bis 2008 in Betrieb. Nicht weit entfernt betreibt die EVN heute ein neueres Kleinwasserkraftwerk.

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